Der Sonntag (DE): Gustav Mahler Symphony No. 4, Durchsichtig und Intim
Vier Symphonien Gustav Mahlers, die der Freiburger Dirigent und Pianist Klaus Simon orchestriert hat, sind schon beim traditionsreichen Wiener Verlag „Universal Edition“ erschienen.
Die Sechste wird im März 2019 gedruckt. Nun hat das formidable Mythen Ensemble Orchestral eine fantastische Einspielung der Vierten vorgelegt, die Mahlers Musik wie eine Essenz eindampft. Die vierzehn Instrumente spiegeln nicht nur ohne Qualitätsverlust ein Symphonieorchester wider, sondern bringen die speziellen Farben und Aromen der Musik wegen der fehlenden Füllstimmen noch stärker zur Geltung.
Simons Bearbeitung orientiert sich eng am Original. Akkordeon und Klavier werden ganz dezent, manches Mal auch zur Klangschärfung eingesetzt. Deshalb klingt die perfekt abgemischte Aufnahme durchsichtig und intim.
Im ersten Satz erinnert das Ensemble mit seinen süßlichen Streichern an eine Heurigenkapelle. Der Wechsel zum grotesken Ton der Durchführung und ihrem Zusammenbruch ist deshalb umso beängstigender, ehe wieder ein ganz verbindlicher Ausdruck erreicht ist.
Dirigentin Graziella Contratto achtet auf die vielen Details der Partitur, behält aber immer auch den Blick fürs Ganze wie im weit ausgesungen langsamen Satz.
Rachel Harnisch verzaubert im Finale mit ihrem dunkel schimmernden, schwerelos aufsteigenden Sopran. In den fünf Liedern von Artur Schnabel zeigt sich die in Freiburg ausgebildete Schweizer Sängerin einmal mehr als kluge Textdeuterin.
Article source: Der Sonntag.de, by Georg Rudiger, 01.10.2017
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