(2025) «Sein» works by Mozart - Syrse - Haydn - J.-C. Bach
Kategorie(n): Moderne Orchester Repertoire
Hauptkomponist: Diverse Komponisten (siehe Sammlungen)
Orchester: Musikkollegium Winterthur
Dirigent: Roberto González-Monjas
CD-Set: 1
Katalog Nr.:
CD 3099
Freigabe: 24.01.2025
EAN/UPC: 7619931309927
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«SEIN» WORKS BY MOZART - SYRSE - HAYDN - J.-C. BACH
ROBERTO GONZÁLEZ-MONJAS ÜBER MOZARTS THEATER DES LEIDENS
Als Inspiration für dieses grossangelegte Saisontriptychon dienen dem Winterthurer Chefdirigenten Roberto González-Monjas die drei letzten Sinfonien, die Mozart im Sommer 1788 in kurzer Folge komponiert hat. Während die erste, in Es-Dur stehende Sinfonie (Nr. 39) eine langsame Einleitung aufweist, schliesst die letzte, als «Jupiter-Sinfonie» bekannt gewordene (Nr. 41) mit einem atemberaubenden Finale, sodass «Beginnen» und «Enden» – ja, sagen wir doch «Werden» und «Vergehen» – zur künstlerischen Idee dieser Dreiergruppe gehören. Die g-Moll-Sinfonie (Nr. 40) in der Mitte steht so gesehen für das «Sein», für das «Inmitten».
Tatsächlich werden wir selten so ansatzlos, so atemlos in den musikalischen Strudel geworfen wie in dieser g-Moll Sinfonie von Mozart. Den leisen Bratschenklang am Beginn bemerken wir fast erst, wenn die Geigen einsetzen mit ihrer berühmten Melodie – und da sind wir schon mittendrin. Dass die Melodie es in den 1990er-Jahren bis zum Handy-Klingelton gebracht hat, verstellt den Blick darauf, wie ungewöhnlich sie eigentlich gebaut ist: rastlos, aus kleinen Elementen; aus «Seufzern», wie oft zu lesen ist.
Geschichte eines Seufzers
Und wie Mozart diese Seufzer verwendet, ist zu seiner Zeit eine kleine Kühnheit: Die schmerzliche Halbtonreibung zwischen den Tönen es und d, zwischen kleiner Sexte und Quinte der Tonart hat zwar ihre gute Tradition in der Musik. In seiner Matthäus-Passion etwa verwendet Johann Sebastian Bach kleine Sexte und Quinte in einer Alt-Arie, um den Textworten «Buss und Reu» Ausdruck zu verleihen. Und auch Mozart selbst greift gern auf die musikalische Formel zurück, etwa, wenn Barbarina in den Nozze di Figaro ihre betrübte Cavatina singt. Aber in all diesen Fällen erklingt die für Molltonarten so charakteristische kleine Sexte bloss als Ausweichung; ausgehend von der akkordeigenen Quinte wird sie kurz und ausdrucksvoll gestreift. In seiner Sinfonie Nr. 40 jedoch bringt Mozart die schmerzliche Sexte, bevor die Quinte überhaupt je erklungen wäre! Auch dies ein Aspekt des «Inmitten-Seins».
Der kleine Exkurs zur Geschichte dieser musikalischen Schmerzens-Formel mag verdeutlichen, dass die wohlvertraute Sinfonie bereits hier mit den ästhetischen Kategorien von Zerrissenheit und Leidenschaft operiert, wie sie die Literaturepoche des «Sturm und Drang» liebte. Noch ohrenfälliger wird solche Ästhetik im schroffen, von Zäsuren geprägten Finalsatz. «Seufzer und Dissonanzen, gewagte Modulationen und chiaroscuro-Kontraste» nennt Roberto González-Monjas u.a. als Charakteristika. Auch die Wahl von g-Moll gehöre in diesen Kontext: In dieser Tonart singe in der Zauberflöte Pamina ihr «Ach ich fühl’s es ist verschwunden»; in g-Moll fahre Don Giovanni zur Hölle. Was Sinfonien anbelange, sei die Sinfonie Nr. 40 Höhepunkt einer Reihe ähnlich aufgewühlter Vorgänger wie etwa Johann Christian Bachs g-Moll-Sinfonie op. 6/6. Mozarts Musik ist im Vergleich obsessiver – etwa, indem die Seufzerfigur unablässig wiederholt wird, als befühle die Musik eine irritierende Wunde – und zugleich rationaler, insofern sie mit vergleichsloser Meisterschaft gefügt ist.
Menschliche Makel
Dass selbst hinter der ausdrucksstarken Exzentrik noch ein planvoller Entwurf liegt, weist Mozart als Künstler der Aufklärung aus – auch hier in g-Moll, nicht nur in den helleren Schwester-Sinfonien in Es-und C-Dur. Für Roberto González-Monjas gelingt es Mozart allerdings noch umfassender zu zeigen, als es die rationalistische Ästhetik mit ihrem Ideal von Symmetrie und Vollkommenheit vermöchte. Denn Mozart scheue sich nicht, «die Runzeln, ja Hässlichkeit, die kleinen und grossen Fehler zu zeigen, die uns erst menschlich machen». Als Grundidee von Mozarts Sinfonie Nr. 40 erkennt Roberto González-Monjas «Leiden» – aber nicht bloss «Leiden» im heutigen Sprachgebrauch von Schmerz und Trauer, sondern im weiteren des 18. Jahrhunderts, wo tendenziell alles, was uns geschieht, was wir nicht lenken und kontrollieren können, so bezeichnet wird. González-Monjas denkt da ans Körperliche – vom zuckenden Tanzfuss bis zur fleischlichen Sünde – und natürlich ans weite Feld der Emotionen; nicht zufällig heissen jene in Mozarts Jahrhundert «Leidenschaften».
Fortgerissen im «Sturm von Leidenschaft»
So verstanden werde «Leiden» fast gleichbedeutend mit «Sein». Und welche Kunst ist besser geeignet, uns alle Facetten des Daseins nicht nur zu zeigen, sondern durchleiden zu lassen? Mozarts Sinfonie Nr. 40 gelingt dies am besten dort, wo ihre Musik – etwa die Seufzerfigur vom Beginn – im Satzverlauf in immer neuem Licht, in wechselnden Gestalten erscheint; bald überraschend, bald folgerichtig. Da erreicht Mozart, was Johann Georg Sulzers in seiner Allgemeine Theorie der Schönen Künste 1771 über musikalisches Hören schreibt: «Man empfindet einen Sturm von Leidenschaft, der uns fortreisst, – und dem die Seele zu widerstehen unvermögend ist.»
Felix Michel
DIANA SYRSE Quetzalcóatl - World Premiere Recording
Dieses Werk verbindet zwei parallele Geschichten, die in einer gemeinsamen Erfahrung zusammenlaufen – Wolfgang Amadeus Mozart, ein Österreicher, und ich, eine Mexikanerin, beide junge Komponierende, die in unterschiedlichen Epochen Musik schreiben. Er und ich treffen uns in der Erforschung der Musik als Mittel, um den tiefen Schmerz einer verlorenen Liebe und die damit einhergehende innere Wandlung auszudrücken. Inspiriert von Mozarts Sinfonie Nr. 40 und meinen eigenen Lebenserfahrungen gestalte ich dieses Werk als Kontrapunkt und Dialog, welcher der ständigen Neuerfindung der Schönheit gewidmet ist. Ich sehne mich danach, dass die Musik zu einem Weg wird, der die Interpret*innen und das Publikum in neue emotionale Gefilde führt, sie in die Intensität von Liebe, Schmerz, Leidenschaft und Freiheit eintauchen lässt, und das alles aus der Perspektive einer Komponistin, die in aztekischen Traditionen und Gottheiten verwurzelt ist.
Die gefiederte Schlange, der Gott Quetzalcóatl, symbolisiert die Natur, die Macht, die Dualität zwischen Dunkelheit und Licht und die Befreiung – ein zentrales Element in der musikalischen Erzählung dieses Werks. So finden wir uns, Wolfgang und ich, die wir aus verschiedenen Lebenswelten stammen, vorübergehend vor denselben leeren Notenzeilen wieder, teilen überwältigende Schmerzen und Leidenschaften. Ich schreibe dieses Stück als eine emotionale Hommage an meine Mutter, meine Kultur und die Kraft der Transformation, die uns zu einem Bewusstsein der universellen Solidarität führt.
Diana Syrse
DIANA SYRSE (*1984) dianasyrse.com
Diana Syrse ist eine Komponistin und Sängerin aus Mexiko. Aktuelle Themen von gesellschaftlicher Relevanz ziehen sie ebenso an wie Erlebnisse ihres Lebens, die sie in musikalische Chroniken dokumentiert. Als Musikerin kombiniert sie auch gerne akustische Instrumente mit Elektronik, und sie setzt ihre eigene Stimme oder prähispanische Instrumente ein, um neue urbane Klanglandschaften zu schaffen.
Ihr Katalog umfasst Werke für Chöre, Orchester, Ensembles, Elektronik, elektroakustische Musik, Tanz, Oper und neues Musiktheater. Ihre Musik wurde in Europa, Kanada, Lateinamerika, den Vereinigten Staaten, Afrika und Asien aufgeführt. Im Bereich Oper und Theater hat sie als Composer-in-Residence an mehr als 15 Musiktheater-und Oper-Produktionen mitgewirkt und mit verschiedenen Autor*innen und Regisseur*innen in Deutschland an den Kammerspielen München, dem Schauspiel Frankfurt, der Staatsoper Hamburg, der Deutschen Oper am Rhein, der Neuköllner Oper in Berlin, dem Staatstheater Braunschweig und dem Berliner Ensemble zusammengearbeitet.
Als Komponistin und Sängerin arbeitete sie mit dem Los Angeles Philharmonic, der Hamburger Staatsoper, VocalEssence, dem Babylon Orchester Berlin, dem Trio D’Argent, der Akademie August Everding, dem Secession Orchestra in Paris und der Theatergruppe Les Chambres aux échos zusammen.
MUSIKKOLLEGIUM WINTERTHUR musikkollegium.ch
Das Musikkollegium Winterthur wurde 1629 gegründet und ist somit eine der traditionsreichsten musikalischen Institutionen Europas. Winterthur ragt aus der europäischen Kulturlandschaft heraus. Dies nicht nur dank seiner Kunstsammlungen, sondern auch dank seines Orchesters – dem Musikkollegium Winterthur –, das seit 2021/22 unter der Leitung des Chefdirigenten Roberto González-Monjas steht. Die bis ins Jahr 1629 zurückreichende Geschichte des Musikkollegium Winterthur hat lebendige Spuren hinterlassen: Das Engagement der bürgerlichen Familien aus dem 17. Jahrhundert wird heute von den zahlreichen Vereinsmitgliedern weitergeführt. Prägend ist insbesondere das frühe 20. Jahrhundert geworden.
Der Mäzen Werner Reinhart und der Dirigent Hermann Scherchen machten Winterthur zu einem Zentrum des europäischen Musiklebens. Igor Strawinsky, Richard Strauss und Anton Webern verkehrten hier, auch Clara Haskil oder Wilhelm Furtwängler. Ein verpflichtendes Erbe: Kein anderes klassisches Sinfonieorchester der Schweiz widmet sich dem zeitgenössischen Musikschaffen so selbstverständlich wie das Musikkollegium Winterthur. Dazu kommen Uraufführungen, in jüngster Zeit von Richard Dubugnon, Helena Winkelman, David Philip Hefti, Matthias Pintscher, Andrea Tarrodi und Arash Safaian. Die weiteren Repertoire-Schwerpunkte liegen in der Klassik und frühen Romantik. Aber auch auf grosse Sinfonik – etwa von Brahms, dem eine neuere CD-Einspielung gilt – wirft das agile Orchester gerne frisches Licht. In Opern-und Ballettproduktionen ist es ebenfalls regelmässig zu erleben.
Mit über 40 Saisonkonzerten, seinem vielseitigen Musikvermittlungs-Angebot sowie spartenübergreifenden Formaten tritt das Orchester hervor. Zur hohen Qualität des Klangkörpers beigetragen haben viele: ehemalige Chefdirigenten wie Franz Welser-Möst, Heinrich Schiff oder Thomas Zehetmair, langjährige Gastdirigenten wie Heinz Holliger, Reinhard Goebel und Michael Sanderling, aber auch international gefragte Solist*innen, die stets gerne zum Musikkollegium Winterthur zurückkehren. So sind unter anderem Andreas Ottensamer, Barbara Hannigan, Sir András Schiff, Ian Bostridge oder Carolin Widmann regelmässig in Winterthur zu Gast.
ROBERTO GONZÁLEZ-MONJAS
Roberto González-Monjas ist ein äusserst gefragter Dirigent und Geiger, der sich international rasch einen Namen machte. Er ist Chefdirigent des Musikkollegium Winterthur sowie Erster Gastdirigent des Belgian National Orchestra und Chefdirigent des Symphonieorchesters von Galicien in Spanien. Ab September 2024 wird er zudem Chefdirigent des Mozarteumorchesters Salzburg. Als engagierter Pädagoge und Förderer einer neuen Generation hat Roberto González-Monjas zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada 2013 die Iberacademy gegründet. Ihr Ziel ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert – und hochtalentierte junge Musiker*innen fördert. Er ist zudem Professor für Violine an der Guildhall School of Music & Drama und ist regelmässig Mentor und Dirigent des Guildhall School Chamber and Symphony Orchestra in der Barbican Hall, London. Zuvor war Roberto González-Monjas sechs Jahre lang Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia sowie bis zum Ende der Saison 2020/21 des Musikkollegium Winterthur.
ROBERTO GONZÁLEZ-MONJAS ÜBER MOZARTS THEATER DES LEIDENS
Als Inspiration für dieses grossangelegte Saisontriptychon dienen dem Winterthurer Chefdirigenten Roberto González-Monjas die drei letzten Sinfonien, die Mozart im Sommer 1788 in kurzer Folge komponiert hat. Während die erste, in Es-Dur stehende Sinfonie (Nr. 39) eine langsame Einleitung aufweist, schliesst die letzte, als «Jupiter-Sinfonie» bekannt gewordene (Nr. 41) mit einem atemberaubenden Finale, sodass «Beginnen» und «Enden» – ja, sagen wir doch «Werden» und «Vergehen» – zur künstlerischen Idee dieser Dreiergruppe gehören. Die g-Moll-Sinfonie (Nr. 40) in der Mitte steht so gesehen für das «Sein», für das «Inmitten».
Tatsächlich werden wir selten so ansatzlos, so atemlos in den musikalischen Strudel geworfen wie in dieser g-Moll Sinfonie von Mozart. Den leisen Bratschenklang am Beginn bemerken wir fast erst, wenn die Geigen einsetzen mit ihrer berühmten Melodie – und da sind wir schon mittendrin. Dass die Melodie es in den 1990er-Jahren bis zum Handy-Klingelton gebracht hat, verstellt den Blick darauf, wie ungewöhnlich sie eigentlich gebaut ist: rastlos, aus kleinen Elementen; aus «Seufzern», wie oft zu lesen ist.
Geschichte eines Seufzers
Und wie Mozart diese Seufzer verwendet, ist zu seiner Zeit eine kleine Kühnheit: Die schmerzliche Halbtonreibung zwischen den Tönen es und d, zwischen kleiner Sexte und Quinte der Tonart hat zwar ihre gute Tradition in der Musik. In seiner Matthäus-Passion etwa verwendet Johann Sebastian Bach kleine Sexte und Quinte in einer Alt-Arie, um den Textworten «Buss und Reu» Ausdruck zu verleihen. Und auch Mozart selbst greift gern auf die musikalische Formel zurück, etwa, wenn Barbarina in den Nozze di Figaro ihre betrübte Cavatina singt. Aber in all diesen Fällen erklingt die für Molltonarten so charakteristische kleine Sexte bloss als Ausweichung; ausgehend von der akkordeigenen Quinte wird sie kurz und ausdrucksvoll gestreift. In seiner Sinfonie Nr. 40 jedoch bringt Mozart die schmerzliche Sexte, bevor die Quinte überhaupt je erklungen wäre! Auch dies ein Aspekt des «Inmitten-Seins».
Der kleine Exkurs zur Geschichte dieser musikalischen Schmerzens-Formel mag verdeutlichen, dass die wohlvertraute Sinfonie bereits hier mit den ästhetischen Kategorien von Zerrissenheit und Leidenschaft operiert, wie sie die Literaturepoche des «Sturm und Drang» liebte. Noch ohrenfälliger wird solche Ästhetik im schroffen, von Zäsuren geprägten Finalsatz. «Seufzer und Dissonanzen, gewagte Modulationen und chiaroscuro-Kontraste» nennt Roberto González-Monjas u.a. als Charakteristika. Auch die Wahl von g-Moll gehöre in diesen Kontext: In dieser Tonart singe in der Zauberflöte Pamina ihr «Ach ich fühl’s es ist verschwunden»; in g-Moll fahre Don Giovanni zur Hölle. Was Sinfonien anbelange, sei die Sinfonie Nr. 40 Höhepunkt einer Reihe ähnlich aufgewühlter Vorgänger wie etwa Johann Christian Bachs g-Moll-Sinfonie op. 6/6. Mozarts Musik ist im Vergleich obsessiver – etwa, indem die Seufzerfigur unablässig wiederholt wird, als befühle die Musik eine irritierende Wunde – und zugleich rationaler, insofern sie mit vergleichsloser Meisterschaft gefügt ist.
Menschliche Makel
Dass selbst hinter der ausdrucksstarken Exzentrik noch ein planvoller Entwurf liegt, weist Mozart als Künstler der Aufklärung aus – auch hier in g-Moll, nicht nur in den helleren Schwester-Sinfonien in Es-und C-Dur. Für Roberto González-Monjas gelingt es Mozart allerdings noch umfassender zu zeigen, als es die rationalistische Ästhetik mit ihrem Ideal von Symmetrie und Vollkommenheit vermöchte. Denn Mozart scheue sich nicht, «die Runzeln, ja Hässlichkeit, die kleinen und grossen Fehler zu zeigen, die uns erst menschlich machen». Als Grundidee von Mozarts Sinfonie Nr. 40 erkennt Roberto González-Monjas «Leiden» – aber nicht bloss «Leiden» im heutigen Sprachgebrauch von Schmerz und Trauer, sondern im weiteren des 18. Jahrhunderts, wo tendenziell alles, was uns geschieht, was wir nicht lenken und kontrollieren können, so bezeichnet wird. González-Monjas denkt da ans Körperliche – vom zuckenden Tanzfuss bis zur fleischlichen Sünde – und natürlich ans weite Feld der Emotionen; nicht zufällig heissen jene in Mozarts Jahrhundert «Leidenschaften».
Fortgerissen im «Sturm von Leidenschaft»
So verstanden werde «Leiden» fast gleichbedeutend mit «Sein». Und welche Kunst ist besser geeignet, uns alle Facetten des Daseins nicht nur zu zeigen, sondern durchleiden zu lassen? Mozarts Sinfonie Nr. 40 gelingt dies am besten dort, wo ihre Musik – etwa die Seufzerfigur vom Beginn – im Satzverlauf in immer neuem Licht, in wechselnden Gestalten erscheint; bald überraschend, bald folgerichtig. Da erreicht Mozart, was Johann Georg Sulzers in seiner Allgemeine Theorie der Schönen Künste 1771 über musikalisches Hören schreibt: «Man empfindet einen Sturm von Leidenschaft, der uns fortreisst, – und dem die Seele zu widerstehen unvermögend ist.»
Felix Michel
DIANA SYRSE Quetzalcóatl - World Premiere Recording
Dieses Werk verbindet zwei parallele Geschichten, die in einer gemeinsamen Erfahrung zusammenlaufen – Wolfgang Amadeus Mozart, ein Österreicher, und ich, eine Mexikanerin, beide junge Komponierende, die in unterschiedlichen Epochen Musik schreiben. Er und ich treffen uns in der Erforschung der Musik als Mittel, um den tiefen Schmerz einer verlorenen Liebe und die damit einhergehende innere Wandlung auszudrücken. Inspiriert von Mozarts Sinfonie Nr. 40 und meinen eigenen Lebenserfahrungen gestalte ich dieses Werk als Kontrapunkt und Dialog, welcher der ständigen Neuerfindung der Schönheit gewidmet ist. Ich sehne mich danach, dass die Musik zu einem Weg wird, der die Interpret*innen und das Publikum in neue emotionale Gefilde führt, sie in die Intensität von Liebe, Schmerz, Leidenschaft und Freiheit eintauchen lässt, und das alles aus der Perspektive einer Komponistin, die in aztekischen Traditionen und Gottheiten verwurzelt ist.
Die gefiederte Schlange, der Gott Quetzalcóatl, symbolisiert die Natur, die Macht, die Dualität zwischen Dunkelheit und Licht und die Befreiung – ein zentrales Element in der musikalischen Erzählung dieses Werks. So finden wir uns, Wolfgang und ich, die wir aus verschiedenen Lebenswelten stammen, vorübergehend vor denselben leeren Notenzeilen wieder, teilen überwältigende Schmerzen und Leidenschaften. Ich schreibe dieses Stück als eine emotionale Hommage an meine Mutter, meine Kultur und die Kraft der Transformation, die uns zu einem Bewusstsein der universellen Solidarität führt.
Diana Syrse
DIANA SYRSE (*1984) dianasyrse.com
Diana Syrse ist eine Komponistin und Sängerin aus Mexiko. Aktuelle Themen von gesellschaftlicher Relevanz ziehen sie ebenso an wie Erlebnisse ihres Lebens, die sie in musikalische Chroniken dokumentiert. Als Musikerin kombiniert sie auch gerne akustische Instrumente mit Elektronik, und sie setzt ihre eigene Stimme oder prähispanische Instrumente ein, um neue urbane Klanglandschaften zu schaffen.
Ihr Katalog umfasst Werke für Chöre, Orchester, Ensembles, Elektronik, elektroakustische Musik, Tanz, Oper und neues Musiktheater. Ihre Musik wurde in Europa, Kanada, Lateinamerika, den Vereinigten Staaten, Afrika und Asien aufgeführt. Im Bereich Oper und Theater hat sie als Composer-in-Residence an mehr als 15 Musiktheater-und Oper-Produktionen mitgewirkt und mit verschiedenen Autor*innen und Regisseur*innen in Deutschland an den Kammerspielen München, dem Schauspiel Frankfurt, der Staatsoper Hamburg, der Deutschen Oper am Rhein, der Neuköllner Oper in Berlin, dem Staatstheater Braunschweig und dem Berliner Ensemble zusammengearbeitet.
Als Komponistin und Sängerin arbeitete sie mit dem Los Angeles Philharmonic, der Hamburger Staatsoper, VocalEssence, dem Babylon Orchester Berlin, dem Trio D’Argent, der Akademie August Everding, dem Secession Orchestra in Paris und der Theatergruppe Les Chambres aux échos zusammen.
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Das Musikkollegium Winterthur wurde 1629 gegründet und ist somit eine der traditionsreichsten musikalischen Institutionen Europas. Winterthur ragt aus der europäischen Kulturlandschaft heraus. Dies nicht nur dank seiner Kunstsammlungen, sondern auch dank seines Orchesters – dem Musikkollegium Winterthur –, das seit 2021/22 unter der Leitung des Chefdirigenten Roberto González-Monjas steht. Die bis ins Jahr 1629 zurückreichende Geschichte des Musikkollegium Winterthur hat lebendige Spuren hinterlassen: Das Engagement der bürgerlichen Familien aus dem 17. Jahrhundert wird heute von den zahlreichen Vereinsmitgliedern weitergeführt. Prägend ist insbesondere das frühe 20. Jahrhundert geworden.
Der Mäzen Werner Reinhart und der Dirigent Hermann Scherchen machten Winterthur zu einem Zentrum des europäischen Musiklebens. Igor Strawinsky, Richard Strauss und Anton Webern verkehrten hier, auch Clara Haskil oder Wilhelm Furtwängler. Ein verpflichtendes Erbe: Kein anderes klassisches Sinfonieorchester der Schweiz widmet sich dem zeitgenössischen Musikschaffen so selbstverständlich wie das Musikkollegium Winterthur. Dazu kommen Uraufführungen, in jüngster Zeit von Richard Dubugnon, Helena Winkelman, David Philip Hefti, Matthias Pintscher, Andrea Tarrodi und Arash Safaian. Die weiteren Repertoire-Schwerpunkte liegen in der Klassik und frühen Romantik. Aber auch auf grosse Sinfonik – etwa von Brahms, dem eine neuere CD-Einspielung gilt – wirft das agile Orchester gerne frisches Licht. In Opern-und Ballettproduktionen ist es ebenfalls regelmässig zu erleben.
Mit über 40 Saisonkonzerten, seinem vielseitigen Musikvermittlungs-Angebot sowie spartenübergreifenden Formaten tritt das Orchester hervor. Zur hohen Qualität des Klangkörpers beigetragen haben viele: ehemalige Chefdirigenten wie Franz Welser-Möst, Heinrich Schiff oder Thomas Zehetmair, langjährige Gastdirigenten wie Heinz Holliger, Reinhard Goebel und Michael Sanderling, aber auch international gefragte Solist*innen, die stets gerne zum Musikkollegium Winterthur zurückkehren. So sind unter anderem Andreas Ottensamer, Barbara Hannigan, Sir András Schiff, Ian Bostridge oder Carolin Widmann regelmässig in Winterthur zu Gast.
ROBERTO GONZÁLEZ-MONJAS
Roberto González-Monjas ist ein äusserst gefragter Dirigent und Geiger, der sich international rasch einen Namen machte. Er ist Chefdirigent des Musikkollegium Winterthur sowie Erster Gastdirigent des Belgian National Orchestra und Chefdirigent des Symphonieorchesters von Galicien in Spanien. Ab September 2024 wird er zudem Chefdirigent des Mozarteumorchesters Salzburg. Als engagierter Pädagoge und Förderer einer neuen Generation hat Roberto González-Monjas zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada 2013 die Iberacademy gegründet. Ihr Ziel ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert – und hochtalentierte junge Musiker*innen fördert. Er ist zudem Professor für Violine an der Guildhall School of Music & Drama und ist regelmässig Mentor und Dirigent des Guildhall School Chamber and Symphony Orchestra in der Barbican Hall, London. Zuvor war Roberto González-Monjas sechs Jahre lang Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia sowie bis zum Ende der Saison 2020/21 des Musikkollegium Winterthur.
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