(2024) Frank Martin: Piano Quintet, Quartet, Pavane couleur du temps
Kategorie(n): Kammermusik Piano
Instrument(e): Violoncello Piano Viola Geige
Hauptkomponist: Frank Martin
Ensemble: Quatuor Terpsycordes
CD-Set: 1
Katalog Nr.:
CD 3081
Freigabe: 12.04.2024
EAN/UPC: 7619931308128
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FRANK MARTIN: PIANO QUINTET, QUARTET, PAVANE COULEUR DU TEMPS
VOM QUINTETT ZUM QUARTETT: FRANK MARTIN AUF DER SUCHE NACH SICH SELBST
Die Kammermusik zieht sich durch die gesamte lange Karriere von Frank Martin, mit einer Vielzahl von teils klassischen, teils überraschenden Besetzungen und Titeln: Rhapsodie für Streichquintett mit Kontrabass, Sonata da chiesa für Viola d’amore und Orgel, Ballade für Posaune und Klavier, Petite fanfare für Bläsersextett … Innerhalb dieser Fülle von Werken ging der Komponist mit den historisch bewährtesten Genres sparsam um. Sein einziges Streichquartett ist ein Spätwerk und zugleich sein letztes Kammermusikwerk. Das Quintett für Klavier und Streicher sowie die Pavane couleur du temps hingegen gehören zu seinen frühesten Beiträgen auf diesem Gebiet.
Ende 1918 heiratet Martin Odette Micheli, und das junge Paar lässt sich in Zürich nieder. In dieser Stadt entsteht einige Monate später das Quintett für Klavier und Streicher. Das Werk fällt in eine Zeit, in der sich der Künstler allmählich von der Postromantik löst und zu einem persönlicheren Stil findet. Sein ausgeprägtes Interesse an der Kunst von Claude Debussy und Maurice Ravel findet ein Echo in der Begegnung mit dem Dirigenten Ernest Ansermet, der ein glühender Verfechter der beiden Komponisten ist. Das Quintett ist Zeuge dieses Einflusses, geht jedoch weit darüber hinaus. Schon in den ersten Takten lässt sich eine ungewöhnliche Auffassung von dieser Musikgattung heraushören: Über einer schmerzvollen Begleitung der Violinen und der Bratsche stimmt das Cello eine klagende, leidenschaftliche Melodie an. Erst im sechzehnten Takt meldet sich schüchtern das Klavier zu Wort. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt das Klavier während des gesamten Stücks im Hintergrund und beschränkt sich darauf, etwas Farbe hinzuzufügen oder rhythmische Unterstützung zu bieten. Wir sind hier weit entfernt von der Tradition des Klavierquintetts, die, von César Franck über Johannes Brahms bis zu Gabriel Fauré, das Klavier zu einem gleichberechtigten Partner der Streicher macht. Im Menuett zeigt sich Ravels Geist am deutlichsten: Der Tanz wird hier stark stilisiert, und sowohl der rhythmische Elan als auch gewisse Pizzikato-Effekte und arpeggierte Akkorde erinnern an die musikalische Welt des Franzosen.
Man liest oft, im langsamen Satz des Quintetts zeige sich Frank Martins Faszination für Johann Sebastian Bach. Tatsächlich würden die eindringlichen Triolen, mit denen das Stück beginnt, durchaus in eine Passion des deutschen Meisters passen, doch hier endet die Analogie auch schon. Der Komponist schafft ein vollendetes Spiel von Hell-Dunkel zwischen dieser dunklen Begleitung und den strahlenden Arpeggien der ersten Violine und der Viola. Hier kommt ein postromantischer Ton zum Tragen, der im mittleren Teil den Höhepunkt erreicht, wo die erste Violine mit ihrem Spiel von Sexten und Terzen zu einer lyrisch übersteigerten Polyphonie beiträgt, während das Klavier schweigt. Die ersten fast sechzig Takte des Schlusssatzes werden erneut von den Streichern bestritten. Ein fugierter Stil wechselt mit lockereren Passagen ab, wobei der Komponist die instrumentale Textur mit grossem Einfallsreichtum ständig abwandelt. Mitten in diesem musikalischen Feuerwerk erklingt sogar eine Volksweise aus Savoyen.
Pavane couleur du temps wurde 1920 für Quintett geschrieben und 1954 für kleines Orchester bearbeitet. Das Werk entlehnt seinen Namen Charles Perraults Märchen Peau d’âne, in dem eine Prinzessin, um eine gefürchtete Hochzeit abzuwenden, ihren künftigen, unerwünschten Ehemann auf die Probe stellt, indem sie von ihm ein Kleid »Couleur du temps« (Farbe des Wetters) fordert. Sowohl der Titel als auch der Verweis auf Perrault verbinden das Stück mit Ravel, der sein Werk Ma mère l’oye mit der vom selben Schriftsteller inspirierten Pavane de la Belle au bois dormant eröffnet. Die Pavane, ein höfischer Tanz, der im 16. Jahrhundert in Italien entstand, erfreute sich ab Ende des 19. Jahrhunderts dank Komponisten wie Camille Saint-Saëns, Ralph Vaughan Williams und natürlich Ravel neuer Beliebtheit. Die Partitur von Martin besitzt dieselbe Erhabenheit und weist ähnliche melodische Konturen wie die seines Kollegen auf, fügt ihr jedoch einen schnelleren und unruhigeren mittleren Teil hinzu. Sie zeigt deutlich die französischen Einflüsse, für die der Komponist damals empfänglich war.
Obwohl Martin schon in seinem Klavierquintett seine meisterhafte Beherrschung der Streicherkomposition unter Beweis gestellt hatte, widmete er sich erst am Ende seines Lebens dem Streichquartett, der Königsgattung der Kammermusik. Der Anstoss dazu kam von aussen: Sein einziges Streichquartett entstand 1967 im Auftrag der Stiftung Pro Helvetia. Dieses Spätwerk eröffnet uns eine ganz andere Welt als die beiden anderen Werke auf dieser CD. Wir entdecken darin eine Sprache, die sowohl von der Postromantik als auch von der französischen Ästhetik der Jahrhundertwende weit entfernt ist, eine sehr persönliche, durch eine nüchterne, intensive Expressivität veredelte Form des Neoklassizismus. Schon in den ersten Takten zeigt sich eine äusserst originelle Art, den Dialog zwischen den Instrumenten zu gestalten. Das Lento am Anfang beginnt mit einem langen Solo der Bratsche, das etwas später im Unisono mit der ersten Violine wieder aufgenommen wird. Ein neues Thema wird von der zweiten Violine eingeführt, begleitet vom Pizzicato des Cellos im Hintergrund. Dieses Gespräch setzt sich fort, bis das Cello ein neues Thema einführt, auf das wiederum die anderen Partner antworten. Der Satz ist also nicht auf dem Prinzip von Exposition und Durchführung, sondern auf der Idee eines konstanten Kontrapunkts aufgebaut, der von mehreren thematischen Ideen gespeist wird. Die Dramaturgie des kurzen Scherzo gründet auf dem Gegensatz zwischen der Rastlosigkeit einer Reihe von Achtelnoten, die von unvorhersehbaren Seufzern unterbrochen wird, und flüchtigen melodischen Elementen.
Mit seiner Erhabenheit, seinem Metrum, dem Rhythmus und dem Charakter seines Hauptthemas ist der langsame Satz eine versteckte Pavane. Für das Finale schliesslich liess sich der Komponist von einem Traum inspirieren: «Während eines Aufenthalts in Graz träumte ich eines Nachts, dass ich halb-menschliche Figuren tanzen und sich in die Luft erheben sah, und in meinem Traum wusste ich, dass dieser Lufttanz das Finale meines Quartetts bilden sollte. Ich liess mich, zu Recht oder zu Unrecht, von diesem Traum leiten und versuchte, eine Art musikalische Entsprechung zu schaffen.« (À propos de… Commentaires de Frank Martin sur ses oeuvres publiés par Maria Martin, 1984). Tatsächlich verleiht der 6/8-Takt diesem Stück einen tänzerischen Impuls, der in einer aufsteigenden Linie zu den hohen Tönen führt. Mit dieser elfenhaften Gigue verabschiedet sich Frank Martin von der Kammermusik.
Yaël Hêche - communiquerlamusique.ch
Übersetzung: aus dem Französischen von Gabriela Zehnder
FABRIZIO CHIOVETTA
Fabrizio Chiovetta wurde in Genf geboren und ist schweizerischer und italienischer Staatsbürger. Er studierte bei Elisabeth Athanassova, Dominique Weber, John Perry und Paul Badura-Skoda, zu dessen bevorzugtem Jünger er wurde.
Er gibt zahlreiche Konzerte in Europa, Nordamerika, Asien und im Nahen Osten (Menuhin Festival und Sommets musicaux de Gstaad, Princeton Piano Festival, National Center in Peking, Lisztomanias, Berlioz Festival, Oriental Art Center in Shanghai, Schloss Elmau) und spielt unter anderem unter der Leitung von Gábor Takács-Nagy, Jean-Pascal Hamelin, Arie van Beck und Diego Matheuz. Als vielseitiger Musiker ist er ein gefragter Kammermusiker und tritt mit Partnern wie Gautier Capuçon, Lise Berthaud, Patrick Messina, dem Belcea-Quartett, Marc Coppey, Henri Demarquette, Camille Thomas, Pierre Fouchenneret, Sarah Nemtanu, Samuel Hasselhorn, Benjamin Appl, Sophie Karthäuser oder Werner Güra auf; als Improvisator arbeitet er mit Musikern aus verschiedenen Bereichen zusammen. Er unterrichtet außerdem Klavier an der Musikhochschule in Genf.
Seine Aufnahmen für Palexa, Claves Records und Aparté wurden von der Kritik hoch gelobt (Diapason, Choc de Classica, American Record Guide, Gramophone Editor's Choice).
QUATUOR TERPSYCORDES
Das Terpsycordes Quartett definiert die Verbindung zwischen einem Musikensemble und seinem Publikum neu. Es erfindet neue Wege, ein Kammermusikkonzert zu erleben, und engagiert sich sowohl für benachteiligte Zuhörer als auch für Jugendliche, um seine Kunst mit möglichst vielen Menschen zu teilen.
Das Quartett wurde 1997 in Genf gegründet, geleitet von der künstlerischen Vision von Gábor Takács-Nagy und genährt durch das Wissen der Mitglieder der Quartette Amadeus, Budapest, Hagen, Lasalle und Mosaiques. Das Terpsycordes Quartett hat schnell die Musikszene erobert und unter anderem den ersten Preis beim Wettbewerb in Genf im Jahr 2001 gewonnen. Begegnungen mit bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts wie György Kurtág und Sofia Gubaidulina sowie Persönlichkeiten aus der Barockwelt wie Gabriel Garrido, Chiara Banchini, Florence Malgoire und Leonardo García Alarcón haben dazu beigetragen, die ästhetische Entwicklung des Quartetts zu definieren und zu verfeinern. Die Mitglieder arbeiten auch heute noch regelmäßig mit Partnern aus verschiedenen Bereichen zusammen, darunter Ensembles wie Cappella Mediterranea, Gli Angeli Genève, Contrechamps, l'Armée des Romantiques oder Elyma.
Das Repertoire des Terpsycordes Quartetts erstreckt sich von der Vorklassik bis zur zeitgenössischen Musik. Seit 2021 führt es eine vollständige Aufführung der Quartette von Joseph Haydn auf historischen Instrumenten im Museum für Kunst und Geschichte in Genf auf und pflegt gleichzeitig eine besondere Beziehung zu den Genfer Komponisten des 20. Jahrhunderts. Dieses neue Album, das ausschließlich den Werken von Frank Martin gewidmet ist, ergänzt eine von der Kritik gefeierte Diskografie, die von Haydn bis Piazzolla reicht.
Das Terpsycordes Quartett engagiert sich aktiv in sozialen und pädagogischen Projekten. Es bietet Konzerte in Zusammenarbeit mit Stiftungen, Vereinen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, in prekären Lebenslagen oder in Haft an. Es arbeitet auch mit Schülern der Schulen der Stadt Genf zusammen. Es bricht Konventionen, indem es einzigartige Erlebnisse anbietet, um seine Leidenschaft zu teilen, sei es bei Freiluftkonzerten an ungewöhnlichen Orten, musikalischen Fahrradtouren oder öffentlichen Proben, und schafft so originelle Gelegenheiten, die Magie der Kammermusik einem vielfältigen Publikum näherzubringen.
Das Terpsycordes Quartett wird von der Stadt Genf und der Republik und dem Kanton Genf unterstützt.
VOM QUINTETT ZUM QUARTETT: FRANK MARTIN AUF DER SUCHE NACH SICH SELBST
Die Kammermusik zieht sich durch die gesamte lange Karriere von Frank Martin, mit einer Vielzahl von teils klassischen, teils überraschenden Besetzungen und Titeln: Rhapsodie für Streichquintett mit Kontrabass, Sonata da chiesa für Viola d’amore und Orgel, Ballade für Posaune und Klavier, Petite fanfare für Bläsersextett … Innerhalb dieser Fülle von Werken ging der Komponist mit den historisch bewährtesten Genres sparsam um. Sein einziges Streichquartett ist ein Spätwerk und zugleich sein letztes Kammermusikwerk. Das Quintett für Klavier und Streicher sowie die Pavane couleur du temps hingegen gehören zu seinen frühesten Beiträgen auf diesem Gebiet.
Ende 1918 heiratet Martin Odette Micheli, und das junge Paar lässt sich in Zürich nieder. In dieser Stadt entsteht einige Monate später das Quintett für Klavier und Streicher. Das Werk fällt in eine Zeit, in der sich der Künstler allmählich von der Postromantik löst und zu einem persönlicheren Stil findet. Sein ausgeprägtes Interesse an der Kunst von Claude Debussy und Maurice Ravel findet ein Echo in der Begegnung mit dem Dirigenten Ernest Ansermet, der ein glühender Verfechter der beiden Komponisten ist. Das Quintett ist Zeuge dieses Einflusses, geht jedoch weit darüber hinaus. Schon in den ersten Takten lässt sich eine ungewöhnliche Auffassung von dieser Musikgattung heraushören: Über einer schmerzvollen Begleitung der Violinen und der Bratsche stimmt das Cello eine klagende, leidenschaftliche Melodie an. Erst im sechzehnten Takt meldet sich schüchtern das Klavier zu Wort. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt das Klavier während des gesamten Stücks im Hintergrund und beschränkt sich darauf, etwas Farbe hinzuzufügen oder rhythmische Unterstützung zu bieten. Wir sind hier weit entfernt von der Tradition des Klavierquintetts, die, von César Franck über Johannes Brahms bis zu Gabriel Fauré, das Klavier zu einem gleichberechtigten Partner der Streicher macht. Im Menuett zeigt sich Ravels Geist am deutlichsten: Der Tanz wird hier stark stilisiert, und sowohl der rhythmische Elan als auch gewisse Pizzikato-Effekte und arpeggierte Akkorde erinnern an die musikalische Welt des Franzosen.
Man liest oft, im langsamen Satz des Quintetts zeige sich Frank Martins Faszination für Johann Sebastian Bach. Tatsächlich würden die eindringlichen Triolen, mit denen das Stück beginnt, durchaus in eine Passion des deutschen Meisters passen, doch hier endet die Analogie auch schon. Der Komponist schafft ein vollendetes Spiel von Hell-Dunkel zwischen dieser dunklen Begleitung und den strahlenden Arpeggien der ersten Violine und der Viola. Hier kommt ein postromantischer Ton zum Tragen, der im mittleren Teil den Höhepunkt erreicht, wo die erste Violine mit ihrem Spiel von Sexten und Terzen zu einer lyrisch übersteigerten Polyphonie beiträgt, während das Klavier schweigt. Die ersten fast sechzig Takte des Schlusssatzes werden erneut von den Streichern bestritten. Ein fugierter Stil wechselt mit lockereren Passagen ab, wobei der Komponist die instrumentale Textur mit grossem Einfallsreichtum ständig abwandelt. Mitten in diesem musikalischen Feuerwerk erklingt sogar eine Volksweise aus Savoyen.
Pavane couleur du temps wurde 1920 für Quintett geschrieben und 1954 für kleines Orchester bearbeitet. Das Werk entlehnt seinen Namen Charles Perraults Märchen Peau d’âne, in dem eine Prinzessin, um eine gefürchtete Hochzeit abzuwenden, ihren künftigen, unerwünschten Ehemann auf die Probe stellt, indem sie von ihm ein Kleid »Couleur du temps« (Farbe des Wetters) fordert. Sowohl der Titel als auch der Verweis auf Perrault verbinden das Stück mit Ravel, der sein Werk Ma mère l’oye mit der vom selben Schriftsteller inspirierten Pavane de la Belle au bois dormant eröffnet. Die Pavane, ein höfischer Tanz, der im 16. Jahrhundert in Italien entstand, erfreute sich ab Ende des 19. Jahrhunderts dank Komponisten wie Camille Saint-Saëns, Ralph Vaughan Williams und natürlich Ravel neuer Beliebtheit. Die Partitur von Martin besitzt dieselbe Erhabenheit und weist ähnliche melodische Konturen wie die seines Kollegen auf, fügt ihr jedoch einen schnelleren und unruhigeren mittleren Teil hinzu. Sie zeigt deutlich die französischen Einflüsse, für die der Komponist damals empfänglich war.
Obwohl Martin schon in seinem Klavierquintett seine meisterhafte Beherrschung der Streicherkomposition unter Beweis gestellt hatte, widmete er sich erst am Ende seines Lebens dem Streichquartett, der Königsgattung der Kammermusik. Der Anstoss dazu kam von aussen: Sein einziges Streichquartett entstand 1967 im Auftrag der Stiftung Pro Helvetia. Dieses Spätwerk eröffnet uns eine ganz andere Welt als die beiden anderen Werke auf dieser CD. Wir entdecken darin eine Sprache, die sowohl von der Postromantik als auch von der französischen Ästhetik der Jahrhundertwende weit entfernt ist, eine sehr persönliche, durch eine nüchterne, intensive Expressivität veredelte Form des Neoklassizismus. Schon in den ersten Takten zeigt sich eine äusserst originelle Art, den Dialog zwischen den Instrumenten zu gestalten. Das Lento am Anfang beginnt mit einem langen Solo der Bratsche, das etwas später im Unisono mit der ersten Violine wieder aufgenommen wird. Ein neues Thema wird von der zweiten Violine eingeführt, begleitet vom Pizzicato des Cellos im Hintergrund. Dieses Gespräch setzt sich fort, bis das Cello ein neues Thema einführt, auf das wiederum die anderen Partner antworten. Der Satz ist also nicht auf dem Prinzip von Exposition und Durchführung, sondern auf der Idee eines konstanten Kontrapunkts aufgebaut, der von mehreren thematischen Ideen gespeist wird. Die Dramaturgie des kurzen Scherzo gründet auf dem Gegensatz zwischen der Rastlosigkeit einer Reihe von Achtelnoten, die von unvorhersehbaren Seufzern unterbrochen wird, und flüchtigen melodischen Elementen.
Mit seiner Erhabenheit, seinem Metrum, dem Rhythmus und dem Charakter seines Hauptthemas ist der langsame Satz eine versteckte Pavane. Für das Finale schliesslich liess sich der Komponist von einem Traum inspirieren: «Während eines Aufenthalts in Graz träumte ich eines Nachts, dass ich halb-menschliche Figuren tanzen und sich in die Luft erheben sah, und in meinem Traum wusste ich, dass dieser Lufttanz das Finale meines Quartetts bilden sollte. Ich liess mich, zu Recht oder zu Unrecht, von diesem Traum leiten und versuchte, eine Art musikalische Entsprechung zu schaffen.« (À propos de… Commentaires de Frank Martin sur ses oeuvres publiés par Maria Martin, 1984). Tatsächlich verleiht der 6/8-Takt diesem Stück einen tänzerischen Impuls, der in einer aufsteigenden Linie zu den hohen Tönen führt. Mit dieser elfenhaften Gigue verabschiedet sich Frank Martin von der Kammermusik.
Yaël Hêche - communiquerlamusique.ch
Übersetzung: aus dem Französischen von Gabriela Zehnder
FABRIZIO CHIOVETTA
Fabrizio Chiovetta wurde in Genf geboren und ist schweizerischer und italienischer Staatsbürger. Er studierte bei Elisabeth Athanassova, Dominique Weber, John Perry und Paul Badura-Skoda, zu dessen bevorzugtem Jünger er wurde.
Er gibt zahlreiche Konzerte in Europa, Nordamerika, Asien und im Nahen Osten (Menuhin Festival und Sommets musicaux de Gstaad, Princeton Piano Festival, National Center in Peking, Lisztomanias, Berlioz Festival, Oriental Art Center in Shanghai, Schloss Elmau) und spielt unter anderem unter der Leitung von Gábor Takács-Nagy, Jean-Pascal Hamelin, Arie van Beck und Diego Matheuz. Als vielseitiger Musiker ist er ein gefragter Kammermusiker und tritt mit Partnern wie Gautier Capuçon, Lise Berthaud, Patrick Messina, dem Belcea-Quartett, Marc Coppey, Henri Demarquette, Camille Thomas, Pierre Fouchenneret, Sarah Nemtanu, Samuel Hasselhorn, Benjamin Appl, Sophie Karthäuser oder Werner Güra auf; als Improvisator arbeitet er mit Musikern aus verschiedenen Bereichen zusammen. Er unterrichtet außerdem Klavier an der Musikhochschule in Genf.
Seine Aufnahmen für Palexa, Claves Records und Aparté wurden von der Kritik hoch gelobt (Diapason, Choc de Classica, American Record Guide, Gramophone Editor's Choice).
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Das Terpsycordes Quartett definiert die Verbindung zwischen einem Musikensemble und seinem Publikum neu. Es erfindet neue Wege, ein Kammermusikkonzert zu erleben, und engagiert sich sowohl für benachteiligte Zuhörer als auch für Jugendliche, um seine Kunst mit möglichst vielen Menschen zu teilen.
Das Quartett wurde 1997 in Genf gegründet, geleitet von der künstlerischen Vision von Gábor Takács-Nagy und genährt durch das Wissen der Mitglieder der Quartette Amadeus, Budapest, Hagen, Lasalle und Mosaiques. Das Terpsycordes Quartett hat schnell die Musikszene erobert und unter anderem den ersten Preis beim Wettbewerb in Genf im Jahr 2001 gewonnen. Begegnungen mit bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts wie György Kurtág und Sofia Gubaidulina sowie Persönlichkeiten aus der Barockwelt wie Gabriel Garrido, Chiara Banchini, Florence Malgoire und Leonardo García Alarcón haben dazu beigetragen, die ästhetische Entwicklung des Quartetts zu definieren und zu verfeinern. Die Mitglieder arbeiten auch heute noch regelmäßig mit Partnern aus verschiedenen Bereichen zusammen, darunter Ensembles wie Cappella Mediterranea, Gli Angeli Genève, Contrechamps, l'Armée des Romantiques oder Elyma.
Das Repertoire des Terpsycordes Quartetts erstreckt sich von der Vorklassik bis zur zeitgenössischen Musik. Seit 2021 führt es eine vollständige Aufführung der Quartette von Joseph Haydn auf historischen Instrumenten im Museum für Kunst und Geschichte in Genf auf und pflegt gleichzeitig eine besondere Beziehung zu den Genfer Komponisten des 20. Jahrhunderts. Dieses neue Album, das ausschließlich den Werken von Frank Martin gewidmet ist, ergänzt eine von der Kritik gefeierte Diskografie, die von Haydn bis Piazzolla reicht.
Das Terpsycordes Quartett engagiert sich aktiv in sozialen und pädagogischen Projekten. Es bietet Konzerte in Zusammenarbeit mit Stiftungen, Vereinen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, in prekären Lebenslagen oder in Haft an. Es arbeitet auch mit Schülern der Schulen der Stadt Genf zusammen. Es bricht Konventionen, indem es einzigartige Erlebnisse anbietet, um seine Leidenschaft zu teilen, sei es bei Freiluftkonzerten an ungewöhnlichen Orten, musikalischen Fahrradtouren oder öffentlichen Proben, und schafft so originelle Gelegenheiten, die Magie der Kammermusik einem vielfältigen Publikum näherzubringen.
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